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Steigende Rohstoffpreise und die Auswirkungen: ein Beispiel aus Südtirol

30 Aprile 2021

Die Rohstoffpreise sind in den vergangenen Monaten stark angestiegen. Doch was bedeutet dies konkret für ein Unternehmen und welche Auswirkungen hat die Preisexplosion? Wir haben mit dem CEO der Alpewa, Andreas Koler, gesprochen.

Alpewa ist ein Familienunternehmen in der 3. Generation mit Sitz in Bozen, das Zubehör für Spengler und Dachdecker, sowie Dach- und Fassadensysteme aus Metallen wie Kupfer, lackierter Stahl, Titanzink, Aluminium und Edelstahl produziert und vertreibt. Andreas Koler, CEO des Unternehmens, kennt die Entwicklung der Preise für diese Metalle bestens: „Im Dezember 2020 haben sich erste massive Preissteigerungen beim blanken, also unbehandelten Stahl, gezeigt: +12%. Im ersten Quartal 2021 waren die Preissteigerungen für verarbeiteten Stahl mit +5% noch im normalen Bereich. Mitte/Ende Februar kam es dann zur Explosion: +10 – 12%. Allerdings gab es noch keine Verknappungen. Mittlerweile ist Stahl aber nur mehr schwer erhältlich. Die Firma Voest ist unser Hauptlieferant, mit dem wir eine gute Partnerschaft pflegen, weshalb wir genug Stahl zur Verfügung haben. Früher betrugen die Lieferzeiten allerdings rund 8-10 Wochen, mittlerweile habe ich schon vor einem Monat alle Bestellungen bis Oktober getätigt. Andere Stahlproduzenten, so hört man, scheinen für heuer schon voll zu sein.“

Problem Liquidität

Andreas Koler ist CEO der Alpewa. Die Entwicklung der Rohstoffpreise hat er in den vergangenen Monaten genauestens verfolgt.

Probleme für die Unternehmen ergeben sich auch hinsichtlich der Liquidität. „Bei Preissteigerungen von bis zu 50% muss natürlich für die gleiche Menge an Material mehr bezahlt werden. Die Kreditversicherungen  müssen infolgedessen neu verhandelt werden. Wer bereits Probleme mit der Liquidität hatte, wird sich sicher schwertun“, meint Koler.

Rohstoffpreise: Auswirkungen auf die Kunden

Und welche Auswirkungen haben die steigenden Rohstoffpreise auf die Kunden? „Das ist sicher von Branche zu Branche verschieden. In unserem Fall spürt der Kunde kaum etwas davon. Die Kosten werden an ihn weitergegeben, aber die verwendete Menge an Rohstoffen ist derart gering, dass es zu keinen wesentlich höheren Kosten kommt. Zudem macht z.B. bei einem Blechdach das Material nur rund 25-30% aus, der Rest ist Arbeit“, erklärt Koler.

Extremfall Kupfer

Bei Kupfer – hier ein Dach aus diesem Material – hat es extreme Preissteigerungen gegeben.

Enorme Preissteigerungen hat es bei Kupfer gegeben: +40% in einem Jahr. Derzeit liegt der Preis bei 9.300 Dollar/Tonne, 2020 waren es ca. 5.000 Dollar/Tonne. „Und der Preis soll weiter bis auf 10.000 Dollar steigen. In diesem Fall ist einer der Gründe darin zu finden, dass nach Gold Kupfer das zweite Edelmetall für Investitionszwecke ist. Knapp ist allerdings weder Kupfer noch Zink. Hedgefonds sind nun auch bei anderen Metallen, nicht mehr nur Gold und Kupfer, eingestiegen, wodurch die Preisspirale weiter angetrieben wird. Aufgrund der langen Lieferzeiten machen Produzenten Hamsterkäufe, was wiederum die Preise nach oben treibt. Eine Spirale, die nicht so schnell enden wird“, ist Koler sicher.

Entspannung bei den Rohstoffpreisen 2022?

Mit einer Entspannung der Situation rechnet Koler nicht vor dem ersten Halbjahr 2022: „Ich denke, dass heuer der Preis weiter steigen wird. Anfang 2022 wird es dann zur Stabilität kommen und dann wird der Preis etwas sinken. Allerdings ist das Interesse der Stahlwerke an geringeren Preisen nicht groß, weshalb sie auf hohem Niveau bleiben werden. Den Preis diktiert der Lieferant.“

Viele Gründe für hohe Rohstoffpreise

Mit ein Grund für die hohen Preise sind die gesteigerten Transportkosten von Übersee. „Wir kaufen ausschließlich bei europäischen Produzenten. Solange es möglich ist, kaufe ich hier – diese Überzeugung hat sich für uns bezahlt gemacht. Weitere Gründe sollen in einer gesteigerten Nachfrage liegen, in den Einfuhrzöllen der EU – ich denke einfach, es ist eine Mischung aus vielen Faktoren.“

Stillstand der Produktion verhindern

Die größte Herausforderung für die Unternehmen ist, den Rohstoffbedarf zu decken, damit die Produktion nicht stillsteht. „Aber: keine Panik. Wir haben genug Material da. Klar ist für uns jedoch, dass wir zuerst unsere treuen Kunden bedienen werden, andere werden warten müssen“, so Koler.