Plastikverbot: Trinkhalme aus alternativen Materialien
Seit 14. Januar 2022 gilt in Italien ein Plastikverbot. Wie geht der Südtiroler Trinkhalm-Hersteller Alpiplast aus Partschins damit um?
Europaweit wurde das Plastik ab 3. Juli 2021 verboten – seit 14. Januar 2022 ist das Plastikverbot auch in Italien in Kraft. Davon betroffen sind Trinkhalme, die nunmehr, zumindest in der EU, nicht mehr aus Plastik sein dürfen. Wir haben mit Verena Golser von Alpiplast über die aktuelle Situation gesprochen.
Alpiplast produziert seit 1971 in Partschins Trinkhalme und liefert sie in die ganze Welt – namhafte Konzerne zählen zu den Kunden. Jährlich verlassen 1,7 Milliarden Halme das Werk. Das Unternehmen war für die Umstellung auf die Produktion aus alternativen Materialen schon lange bereit, wie uns Firmenchef Markus Forcher bereits 2019 erzählte (siehe Beitrag).
Plastikverbot: Unklarheit in der EU
Das größte Problem 2019 war die Unklarheit, keiner wusste, wie jeder Staat die EU-Richtlinie umsetzen würde. „Klarheit gibt es immer noch keine“, lacht Verena Golser, Sales Manager bei Alpiplast. Jeder Staat hat eine eigene Vorschrift. „In Deutschland müssen Trinkhalme aus Papier sein, außer im medizinischen Bereich, da ist Plastik noch erlaubt. In Italien hingegen dürfen Strohhalme auch aus Bioplastik sein. Die Getränkeabfüllindustrie kauft mittlerweile fast ausschließlich Trinkhalme aus Papier für ihre Tetrapak-Verpackungen, da so die Produkte in allen Ländern verkauft werden können. Die Produktion erfolgt ja für den Weltmarkt und nicht für einen einzelnen EU-Mitgliedsstaat. In der Gastronomie hingegen ist Papier rückläufig, ganz einfach, weil es teurer ist und die Kunden unzufrieden mit dem Produkt sind, da es im Getränk aufweicht.“
Plastikprodukte für andere Zwecke
Die traditionellen Plastikprodukte werden weiterhin in Länder außerhalb der EU verkauft. „In der Schweiz, der Türkei oder in asiatischen Ländern ist die Nachfrage nach wie vor vorhanden. Unsere Produkte aus Plastik werden aber auch für andere Verwendungszwecke gebraucht, zum Beispiel zum Schutz von Schrauben, als Spritzenhülsen oder für Bewässerungssysteme,“ erklärt Golser.
Problemlose Umstellung der Produktion
Die Umstellung auf Bioprodukte ist problemlos, die Maschinen müssen nur gereinigt und mit einem anderen Granulat befüllt werden. Für die Papierhalmproduktion hingegen wurde eine Maschine angekauft.
Hohe Rohstoffpreise
„Mehr Sorgen als die Umstellung auf Bioprodukte bereiten uns momentan die Rohstoffpreise. Die Preise unserer Produkte bestehen hauptsächlich aus den Materialkosten. Sowohl Polypropylen als auch die Preise für das Biomaterial, und das Verpackungsmaterial sind zwischen 40 – 75% gestiegen. Der Verkaufspreis für die biologisch abbaubaren Trinkhalme ist um das 5-6-fache höher als der der Halme aus Polypropylen, Papierhalme sind sogar um 7-8-mal so teuer. Durch die extremen Steigerungen können wir auch keine Preislisten für ein Jahr erstellen, wie das früher üblich war, sondern nur für ein paar Monate“, weist Golser auf die aktuellen Probleme hin.