Persone

Der Weg ins Familienunternehmen

7 Juli 2020

Im September 2018 ist Stefan Zingerle ins Familienunternehmen Zingerle AG in Natz Schabs eingestiegen. Für ihn war immer klar, dass er eines Tages im von seinem Großvater gegründeten Betrieb arbeiten möchte. Dennoch hat er davor erst einmal andere Erfahrungen gesammelt.

„Schon als Kind bin ich mit meinem Vater Georg Zingerle quer durch Italien gefahren, um die Maschinen zu reparieren. Damals hatte unser Familienunternehmen Zingerle 10 Mitarbeiter, heute sind es 311. Der Besuch der Oberschule in Maschinenbau in Bruneck erfolgte auch vor dem Hintergrund, dass ich schon immer sicher war, im Unternehmen einzusteigen. Heute ist diese Ausbildung eine perfekte Grundlage für mich“, erzählt Stefan. Danach hat er in Meran einen EU-Kurs für Generalmanager besucht.

Arbeiten oder studieren?

Stefan Zingerle ist seit 2018 im Familienunternehmen tätig.

„Und dann bin ich einmal drei Monate durch die Welt gereist, um mir klar zu werden, was ich nun machen will. Gleich arbeiten oder doch studieren?“ Die Entscheidung fiel zugunsten des Studiums aus – Produktdesign in Mailand, nicht zuletzt, um ordentlich Italienisch zu lernen. „Es war die beste Entscheidung. Einerseits, um einmal das Großstadtleben kennenzulernen, die Internationalität, andererseits aber auch das Studium selbst: ich habe viel im Bereich Projektmanagement und Produktpräsentationen gelernt. Das hat mir z.B. jetzt in der Corona-Krise enorm weitergeholfen.“

Ruf zurück in die Heimat

Auf Mailand folgte eine weitere traumhafte Erfahrung – und zwar bei Bulthaup- Küchen in Landshut. Dort konnte Stefan als Produktdesigner mit namhaften Designern zusammenarbeiten: „Es gab wirklich tolle Kunden und Lieferanten.“ Doch langsam wurde bei Zingerle über den Einstieg der dritten Generation gesprochen, und da war für Stefan klar, dass er wieder nach Südtirol zurückkehren musste. Nach 1,5 Jahren in Deutschland kam er so als Marketingleiter zur duka nach Brixen. Doch nach 8 Monaten war es bereits so weit: im September 2018 war der Zeitpunkt gekommen, ins Unternehmen einzusteigen, nachdem der Onkel von Stefan ausgeschieden war.

Einstieg ins Familienunternehmen

„Gemeinsam mit mir sind auch meine Schwester Sonja und ein halbes Jahr später auch mein Bruder Thomas ins Unternehmen gekommen . Während Sonja den Bereich Marketing leitet , ist Thomas im Bereich Produktion tätig und ich bin Area Sales Manager. Dabei bin ich für unsere Tochterunternehmen in den USA, Spanien, Rumänien und Deutschland verantwortlich, und für den Markt Japan . Zudem betreue ich wichtige Großkunden wie Forst und Obi“, erzählt Stefan.

Südtiroler Qualität für Japan

Noch im Februar 2020 war Stefan auf Geschäftsreise in Japan.

Nach Japan führte ihn auch seine letzte Geschäftsreise – im Februar, bevor Corona kam. „Seit vier Jahren sind wir in Japan, wobei wir diesen Markt nicht aktiv gesucht haben, sondern eine Anfrage erhalten haben. Japaner setzen sehr auf Qualität – weshalb sie unsere Zelte und Biergarnituren kaufen und nicht jene aus China. Bei meiner letzten Reise war Corona dort schon ein Thema, deshalb war ich auch schon etwas vorgewarnt und hab mir schon ein paar Gedanken gemacht. Der komplette Stillstand kam dann aber trotz allem überraschend.“

Corona – was nun?

Gemeinsam mit Alex Gardetto von Brixsana wurde die Corona-Testkabine entwickelt.

Die Schockstarre dauerte nur kurz, gemeinsam mit den internationalen Partnern wurde überlegt, was nun gebraucht werden konnte. So entstand eine eigene  COVID-19 Produktlinie: „Ein Megaerfolg, dank einer gigantischen Teamleistung und rascher, unkomplizierter Entscheidungen. Der Renner ist die Testkabine, die wir gemeinsam mit Alex Gardetto von der Brixsana entwickelt haben. Sie ist als persönliche Schutzausrüstung zertifiziert und wurde schon nach Japan, Deutschland und in die USA verkauft.“

Traumprojekt USA

Die USA – das für Stefan schönste Projekt. Und so kann er es auch kaum erwarten, wieder hinfahren zu können. „Wir haben dort seit 2018 eine Tochterfirma und schreiben jährlich 100-prozentige Wachstumsraten, auch heuer, trotz Corona. Der Qualitätsanspruch wird in den USA immer höher, weshalb unsere Produkte gefragt sind. Derzeit haben wir zweimal wöchentlich eine Videokonferenz mit dem Geschäftsführer, aber der direkte Kontakt fehlt trotzdem.“

Mit Optimismus in die Zukunft

Der Blick in die Zukunft ist absolut optimistisch: „Ja, wir werden einen spürbaren Umsatzrückgang 2020 haben, aber unser Unternehmen steht auf einem soliden Fundament. Durch die Krise sind wir in ein ganz neues Segment eingestiegen, in den medizinischen Bereich, an den wir sonst wahrscheinlich nie gedacht hätten. Wir haben gelernt, dass es sich auszahlt, in die Produkte und Branchen zu investieren, aber auch in die Verkaufsstrategien. Der Online-Handel hat sicher noch Potenzial.“

Flexibel und dynamisch

Bezahlt gemacht hat sich auch die Flexibilität als Familienunternehmen, die alleinige Führung durch meinen Vater ermöglicht rasche Entscheidungen. „Zudem haben wir ein junges, dynamisches Team, das auch im Smart-Working sein bestes gegeben hat“, ist Stefan stolz.