Persone

Arbeiten in Zeiten von Corona in Dänemark

15 Mai 2020

Thomas Rossetto hat als Projektleiter den Corona-bedingten Lockdown in Kopenhagen erlebt, wo er derzeit ein großes Bauprojekt für PICHLER Projects betreut.

Thomas Rossetto ist Projektleiter bei PICHLER Projects. Im Moment ist er für das Projekt Ferring in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen verantwortlich. Wir haben mit ihm über das Projekt und seine Erfahrung mit dem dänischen Lockdown gesprochen.

Herr Rossetto, in Kopenhagen entsteht die neue Zentrale des Pharmaziekonzerns Ferring. Das Projekt stammt vom bekannten Architekturbüro Foster + Partners. Was macht Pichler Projects dort genau?

Thomas Rossetto hat den Corona-Lockwdown in Dänemark erlebt.

Wir sind bei diesem Projekt für die Stahl-Glas-Kuppel auf dem Dach des Gebäudes verantwortlich. Die Montage der Stahlstrukturen haben wir vor wenigen Tagen abgeschlossen. Insgesamt wurden über 215 Tonnen Stahlstrukturen verbaut. Wir beginnen demnächst mit der Montage der Glasfassaden und anschließenden Fertigstellung der Glaskuppel, die eine Gesamtgröße von über 1.600 m² haben wird.

Sie waren ja stets vor Ort. Wie erleben sie die Situation in Anbetracht der Corona-Epidemie in Kopenhagen?

Die Situation in Kopenhagen ist im Großen und Ganzen unter Kontrolle – die Anzahl der Covid Erkrankten und der Verstorbenen ist relativ gering. Das Land hat relativ früh mit dem Lockdown begonnen – mittlerweile wurden aber die Maßnahmen gelockert. Geschäfte und Schulen sind auch wieder geöffnet worden, Lokale und Restaurants sind noch geschlossen, dort wird nur Take-away Service angeboten.

Mussten die Arbeiten auf der Baustelle Corona bedingt unterbrochen werden oder durfte immer gearbeitet werden?

Der Bau des neuen Ferring-Headquarters in Kopenhagen schreitet rasch voran, trotz Corona.

Wir konnten immer weiterarbeiten, auf der Baustelle gab es von Seiten der dänischen Behörden keine besonderen Einschränkungen. Der Endkunde, also Ferring, hat aber bereits seit Ende Februar eine 14-tägige Quarantäne für alle aus dem Ausland kommenden Arbeitskräfte auf der Baustelle eingeführt. Die größten Schwierigkeiten gab es bei der Entsendung von zusätzlichem Montagepersonal nach Dänemark. Hauptproblem war die Reise von Italien über Österreich, nach Deutschland und schließlich nach Dänemark. Es waren im Monat März keine Flüge mehr verfügbar, somit musste das zusätzliche Montagepersonal mit dem Auto nach Dänemark reisen, das sind von Bozen ca. 1500 km. Außerdem musste das Montagepersonal auf der Reise an den jeweiligen Grenzen eine ganze Menge an Dokumente und Unterlagen vorweisen, um die Grenzen passieren zu können, das wurde vorab direkt mit den einzelnen Grenzposten und Polizeidirektionen abgesprochen und definiert.

Welche Sicherheitsbestimmungen müssen auf der Baustelle eingehalten werden?

Das Arbeitspersonal muss einen Mindestabstand von 2 m zu anderen Firmenpersonal einhalten, Personenansammlungen müssen vermieden werden. Einen Mundschutz braucht man nicht, für die Umkleide- und Aufenthaltsräume sind aber Turnusse eingeführt worden, damit Ansammlungen vermieden werden können. Auf der Baustelle wurden fixe Plätze zur Desinfektion der Hände eingerichtet, das Arbeitspersonal muss Handschuhe und Brillen tragen – aber das war eigentlich immer erforderlich, auch vor Covid. Im Personenaufzug dürfen max. zwei Personen gleichzeitig einsteigen.

Stand auch Dänemark komplett still, oder war der Lockdown weniger streng als in Italien?

Im Allgemeinen war/ist der Lockdown weniger streng als in Italien, die Menschen dürfen sich frei bewegen, durften immer Sport betreiben. Die Mindestabstände müssen eingehalten werden und Ansammlungen sind zu vermeiden. In der U-Bahn und in den Geschäften sind 2 m Abstand einzuhalten.

Dänemark ist ja eines der Länder, das als erstes mit Lockerungen begonnen hat. Wie gehen die Menschen damit um?

Die Dänen haben die Situation, wie es scheint, gut unter Kontrolle und halten sich an die Vorgaben der Regierung, jedoch war/ist die Situation in Dänemark wesentlich weniger besorgniserregend als bei uns in Italien. Die Krankenhäuser und die Intensivstationen kamen nicht an ihren Kapazitätsgrenzen.

Wie erlebt PICHLER Projects die Situation?

Wir konnten zum Glück ohne Unterbrechungen die Arbeiten auf der Baustelle fortsetzen. Das Personal hat jedoch seit Monaten nicht mehr nach Hause fahren können. Das war sicher ein großes privates Problem, da die Väter seit mehreren Monaten von ihren Familien getrennt waren bzw. sind. Ein weiteres Problem war, dass die Produktionsstätten bei uns in Italien, aber auch im Ausland, wie z.B. in Spanien, ab einem gewissen Zeitpunkt alle geschlossen wurden und das erforderliche Material nicht mehr produziert und auf die Baustelle geliefert werden konnte. Zum Glück haben wir es noch rechtzeitig geschafft, das dringend erforderliche Material auf die Baustelle zu liefern. Teilweise mussten wir das Material dann in Dänemark bearbeiten lassen. Allgemein gab und gibt es immer noch ein organisatorisches Problem, da der Kontakt und Austausch zu den verschiedenen internen und externen Projektbeteiligten immer noch erschwert abläuft.

Viele Mitarbeiter konnten ihre Familien in Südtirol über Wochen nicht sehen – hier ein Foto aufgenommen noch vor Corona-Zeiten.

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