Win-Win für Wirtschaft und Umwelt
Win-Win für Wirtschaft und Umwelt: Die Progress Group erweitert ihren Firmensitz in Brixen und ermöglicht zugleich die Vergrößerung des Biotops in der Millander Au.
Die Progress Group in Brixen, Hersteller von Anlagen, Maschinen und Software für Betonfertigteilwerke, plant den nächsten großen Expansionsschritt. In unmittelbarer Nähe zum Firmensitz in der Brixner Industriezone soll ein neues High-Tech-Werk entstehen, in dem 3D-Drucker und andere innovative Produkte der Firmengruppe hergestellt werden. In der ersten Ausbaustufe bis 2025 wird Platz für 100 neue Jobs geschaffen, in der zweiten Ausbaustufe bis 2035 Raum für weitere 100 Arbeitsplätze.
Biotop für die Gemeinde
Da damit die letzte verbliebene Waldfläche in der Industriezone zuerst auf ca. 65 Prozent und dann auf ca. 30 Prozent zurückgeht, überträgt Progress der Gemeinde 17.000 Quadratmeter Grund für die Erweiterung des Biotops in der Millander Au am gegenüberliegenden Eisackufer. Die derzeitigen Landwirtschaftsflächen hat sich Progress in den vergangenen Jahren gesichert. Das Projekt wurde in enger Abstimmung von Progress mit der Umweltgruppe Eisacktal–Hyla erarbeitet. Eine Win-Win Situation für das Unternehmen und die Umwelt.
Rückzugsort für Vögel
„Durch zusätzliche Wasserflächen und eine Feuchtwiese entsteht künftig ein einzigartiger Mikrokosmos der Biodiversität“, erklärt Andreas Declara von der Umweltgruppe Eisacktal. Schon heute sei die Millander Au mit ihren 40.000 m² Sumpf-, Wald-und Wiesenflächen wertvoller Rückzugsort für 130 verschiedene Vogelarten, darunter den extrem gefährdeten Purpurreiher, die Zwergdommeloder den Weißstorch.
Aufeinander zugehen für eine Win-Win Situation
Ausschlaggebend dafür, dass dieses Projekt zustande gekommen ist, war der Dialog. ” In vielen Gesprächen, in den wir uns die Anliegen beider Seiten angehört haben, ist es uns gelungen, eine Lösung zu finden, die eine Win-Win Situation darstellt”, so Progress-Verwaltungsratspräsident Philip Froschmayr. “Es war das erste Mal, dass ein Unternehmen auf uns zugegangen ist, unsere Meinung hören und zu etwas Positivem für die Umwelt einen Beitrag leisten wollte”, unterstreicht Andreas Declara.
Dank der guten Kooperation mit der Umweltgruppe gelang eine deutlichen Verbesserung des 2018 bei der Gemeinde eingereichten Projektes. Der damalige Antrag auf Umwidmung wurde mittlerweile zurückgezogen und das neue, verbesserte Projekt eingereicht. Froschmayr hofft auf eine Genehmigung bis Ende des Jahres.
Win-Win-Situation für den Wirtschaftsstandort und für die Ökologie
Bürgermeister Peter Brunner sieht eine Win-Win Situation für den Wirtschaftsstandort und für die Ökologie im Talkessel. „Auf dem einen Eisackufer entstehen High-Tech-Arbeitsplätze, die dazu beitragen werden, gut ausgebildete Arbeitskräfte in Südtirol zu halten. Und auf dem anderen Ufer vergrößern wir unser Biotop um über ein Drittel und schaffen neue Lebensräume für seltene Arten“, betont Brunner.„Durch die Bereitschaft des Unternehmens, das Grundstück in der Industriezone in Stufen zu entwickeln und Teile des Waldes stehen zulassen, ist dasProjekt noch einmal wertvoller geworden.“
Betriebserweiterung und Kompetenzzentrum für den 3D-Druck
Progress hat das 30.000 Quadratmeter große Areal in der Industriezone im Jahr 2018 gekauft. In der ersten Baustufe sollen ca. 15.000 Quadratmeter genutzt werden.„Durch dieses neue Areal haben wir generell die Möglichkeit den Betrieb weiter zu erweitern und wir schaffen dort unser Entwicklungs-und Kompetenzzentrum für den 3D-Druck“,erklärt Froschmayr. Momentan arbeite das 3D-Druck-Team unter suboptimalen Verhältnissen in einer angemieteten Halle in Schrambach. Die Progress Group beliefert mit weltweit 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, davon 350 in Brixen, Betonfertigteilwerke in Europa, Asien und Amerika mit Maschinen und Software. Der Jahresumsatz lag 2022 bei rund 300 Millionen Euro .„Das Bauen mit Betonfertigteilen hat sehr gute Zukunftsaussichten, weil es sich um eine sehr innovative und nachhaltige Bauweise handelt“, erläutert Froschmayr.„Wir gehen davon aus, dass langfristig dank Betonfertigteilbauweise und 3D-Technologie bis zu 50% Materialeinsparung möglich sein können. Weniger Masse bedeutet folglich auch eine hohe CO2-Reduzierung“, so Froschmayr.
Überlebensnotwendiger Rastplatz für Zugvögel
„Die Millander Au ist ein lebensnotwendiger Rastplatz für Hunderte von Zugvögeln auf ihrer Reise über den Alpenhauptkamm, insbesondere bei Schlechtwetter. Aber es fehlt an Wasserflächen und einer Feuchtwiese, die im Frühsommer bei Hochwasser vom Eisack überschwemmt wird“, erklärt Hugo Wassermann, Naturfotograf und Hyla-Mitglied. Die Erweiterung um über ein Drittel biete nun die Möglichkeit, diese zusätzlichen Lebensräume zu schaffen.„Wir brauchen sie für Frösche, Flusskrebse, Libellen und andere Kleintiere, die ihrerseits das Futterangebot für die seltenen Vogelarten darstellen“, so der Naturschützer.
Ein weiterer Pluspunkt sei die Nähe zur Sarnser Au. „Bestehende intakte Gebiete rücken wieder näher zusammen, das vergrößert die Überlebenschancen für kleine Populationen“, freut sich Andreas Declara. Am Rand des Biotops möchte die Gemeinde Aussichtstürme errichten und am Eisackdamm einen didaktischen Bereich schaffen, der für Führungen und von Schulklassen genutzt wird. Das Biotop selbst ist für Besucherinnen und Besucher tabu. Bürgermeister Brunner: „Ziel ist es ja, dass sich die Natur ungestört und vom Menschen unbeeinflusst entwickeln kann.”