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Mobilität neu gestalten: ein konkretes Beispiel

20 Settembre 2023

Die Mobilität der Mitarbeiter:innen neu gestalten, um das Unternehmen nachhaltiger und klimaschonender zu machen: das Beispiel Systent GmbH in Algund

Die Mobilität der Mitarbeiter:innen so gestalten, damit sie so nachhaltig als möglich ist: dies ist Ziel der Systent GmbH aus Algund. Dafür wurden auch bereits konkrete Maßnahmen getroffen: Ein neuer Betriebssitz, der mit öffentlichen Verkehrsmitteln leichter erreichbar ist. Einen Anreiz für Mitarbeiter:innen, die Zug oder Bus statt dem Auto benutzen, um zu den Kunden zu kommen.

Bis 2030 will das Unternehmen 46% des direkten und indirekten CO2-Ausstoßes gegenüber 2019 einsparen. Systent beteiligt sich an der internationalen Initiative „science-based targets“, wo sich Unternehmen wissenschaftsbasierte Ziele setzen und somit dem Klimaschutz verpflichten können. Über die Vereinbarkeit von nachhaltigen Zielen mit organisatorischer Planung haben wir mit Philipp Nagel vom Team Umweltschutz der SYSTENT GmbH und Hauptinitiator der Maßnahmen gesprochen.

 

Was hat Sie als Unternehmen dazu bewogen, ein Verfahren zur Reduzierung der CO2-Emissionen zu machen?

Philipp Nagel

Wir nehmen Klimaschutz sehr ernst und wissen, dass es höchste Zeit ist, aktiv zu werden. Wir wollen unseren Beitrag leisten und auch als gutes Beispiel vorangehen. Damit wir unser Ziel nicht aus den Augen verlieren, haben wir uns zu einem sehr ambitionierten Ziel verpflichtet. Ohne dieses Commitment gehen die Themen Umwelt- und Klimaschutz oft im Tagesgeschäft unter.

 

Welche Ergebnisse wollen Sie intern und nach außen erreichen?

Aus unserer Erfahrung als Nachhaltigkeitsberater wissen wir, dass wir mit den richtigen Maßnahmen einen gesunden Wandel im Betrieb einleiten können und dadurch diese Themen optimal für uns und für die Umwelt und Gesellschaft nützen können. Zum Beispiel möchten wir unserer Mitarbeiter dabei unterstützen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Fahrgemeinschaften zu den Kundenterminen zu fahren.

Auf den Hauptverbindungslinien der Züge ist dadurch nicht nur eine meist entspannte Anfahrt möglich, sondern auch eine effiziente Nutzung der Fahrzeit für Vorbereitungen oder organisatorische Aufgaben. Fahrgemeinschaften hingegen geben uns die Möglichkeit mit unseren Arbeitskolleg:innen wertvolle Zeit zu verbringen, angeregt zu diskutieren oder uns wieder einmal ungezwungen auszutauschen. Wir müssen unsere bisherige Arbeitsweise anpassen, werden aber dadurch als Unternehmen noch effizienter und langfristig wettbewerbsfähig bleiben. Zudem wollen wir nicht nur anderen erklären, was besser gemacht werden kann, sondern selbst zeigen, dass es machbar ist. Dann sind wir meiner Meinung nach auch authentisch und werden von unseren Kunden geschätzt und zu Rate gezogen, wenn sie es auch probieren wollen.

 

Warum haben Sie sich für das wissenschaftlich fundierte System und nicht für andere Wege zur Verringerung der Umweltauswirkungen entschieden?

Es gibt in diesem Bereich unzählige Systeme und Initiativen, die wir uns angeschaut haben, aber vielfach stehen nicht Umwelt- und Klimaschutz im Vordergrund. Dieses wissenschaftlich fundierte System ist für uns derzeit das Einzige, mit dem wir uns wirklich zu 100% identifizieren können und mit dem unserer Meinung nach ein erfolgreichen Klimaschutz möglich ist. Diese Herausforderung verlangt uns aber vollen Einsatz und Kreativität ab, damit wir hier tatsächlich die Ziele erreichen können.

 

Welches interne und externe Fachwissen nutzen Sie für das Projekt?  

Wir nutzen hier hauptsächlich unser Fachwissen im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit aber natürlich auch unsere Fähigkeiten im Bereich Change-Management und Organisationsberatung. Auch wenn es im eigenen Betrieb nicht immer ganz einfach ist, haben wir hier viel Know-how, das wir einsetzen können. Wir suchen auch bewusst den Kontakt zu Forschungseinrichtungen und Universitäten, die im Bereich Klimawandel und -schutz aktiv und Vorreiter sind.

 

Welche Investitionen werden Sie tätigen, um die Ziele zu erreichen?

Ein fixes Budget haben wir für unser Projekt nicht vorgesehen. Viele wirkungsvolle Maßnahmen verlangen aber gar keine Investitionen, sondern müssen nur gemacht werden. Zum Beispiel informieren wir unsere gesamte Firma jetzt regelmäßig über die CO2 – Emissionen, die wir bereits erzeugt haben. Diese ökologische Bilanzlegung hilft uns, schon während des Geschäftsjahres auf gewisse Tendenzen zu reagieren und das Thema ständig auf dem Schirm zu haben bzw. bei unseren tagtäglichen Entscheidungen mitzudenken. Es werden zukünftig aber sicherlich sinnvolle Investitionen gemacht werden, die für die Erreichung unseres Zieles notwendig sind. Es geht zum einen um Tools, die uns bei der Bildung von Fahrgemeinschaften unterstützen sollen aber auch um den Ankauf von Fortbewegungsmitteln für die sogenannte „letzte Meile“ vom Bahnhof zum Kunden.

 

Apropos nachhaltige Mobilität: Welche konkreten kurz- und langfristigen Maßnahmen werden Sie ergreifen, um die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zu unterstützen?

Hier verfolgen wir verschiedene Ansätze. Ein einfacher, aber interessanter Hebel ist das Kilometergeld, das Mitarbeiter:innen für die Fahrt zum Kunden verrechnen können. In der Systent bekommt der Benutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln das gleiche Kilometergeld wie der Autofahrer. Das ist sehr lukrativ für den Mitarbeiter:in und kostet der Firma keinen Cent mehr. Systent praktiziert seit 30 Jahren Smart Working. Durch die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel bietet sich den Mitarbeiter:innen ein mobiles Büro, wo die Arbeit verrichtet werden kann, die selbstverständlich vergütet wird.

 

Neuer und einfacher erreichbarer Betriebssitz

Der aktuelle Betriebssitz von Systent GmbH

Langfristige Maßnahmen gibt es auch und diese haben sehr viel Potential. Systent wächst laufend und um unseren Mitarbeiter:innen auch in Zukunft angenehme Arbeitsbedingungen zu gewährleisten, gönnen wir uns einen neuen Betriebssitz. Neben den ganzen Nachhaltigkeitskriterien, die wir beim Bau dieses Gebäudes umsetzen werden, spielt bei der Standortwahl die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz eine entscheidende Rolle! Der favorisierte Standort hätte eine perfekte Anbindung an die Zugstrecken Richtung Mals und Bozen und auch an die Überlandbusse im Burggrafenamt. Im Gebäude selbst werden dann auch Maßnahmen ergriffen, um den Mitarbeiter:innen die Nutzung der Öffis so leicht wie möglich zu machen (zum Beispiel Abfahrtsmonitore mit den nächsten Verbindungen und eventuellen Verspätungen).

 

Welche Rolle spielt die Technologie beim Thema nachhaltige Mobilität?

Wir sind konkret bei der Ausarbeitung eines informatischen Tools, das uns bei der Bildung von Fahrgemeinschaften innerhalb unserer Firma unterstützen kann. Das möchten wir mit aktiven Push Benachrichtigung des Tools erreichen, die uns informieren, wenn ein anderer Mitarbeiter:in im gleichen Zeitraum in dieser Zone oder auf dieser Fahrstrecke einen Termin hat. Somit könnten wir diese Hinweise nutzen, um unsere Termine so zu planen, dass eine gemeinsame Anfahrt möglich wird. Wenn dieses Tool gut und einfach funktioniert, dann wären wir in der Lage, aktiv Verkehr zu vermeiden und trotzdem unsere Kunden optimal zu betreuen. Zudem werden wir für gewisse Zonen Tage definieren, die vermehrt für Beratungen vor Ort hergenommen werden sollten. Diese Bündelung unserer Beratungen auf bestimmte Wochentage für gewisse Zonen erleichtert ebenso die Bildung von Fahrgemeinschaften.

 

Wie lässt sich Nachhaltigkeit mit der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens vereinbaren?

Ich würde eher sagen, dass sich Wettbewerbsfähigkeit ohne Nachhaltigkeit nicht mehr vereinbaren lässt!