Persone

Keine Scheu vor Technik

15 Luglio 2021

Keine Scheu vor der Technik zu haben rät Claudia Stern jungen Mädchen und Frauen, die einen technischen Beruf ergreifen möchten. Die studierte Chemikerin ist gebürtige Deutsche und arbeitet seit 2017 für Intercable in Bruneck.

Seit 2017 ist Claudia Stern bei Intercable in Bruneck. Wieso die gebürtige Deutsche ihre erfolgreiche Karriere in Südtirol fortgesetzt hat, was sie an ihrem Beruf besonders spannend findet und welche Ratschläge sie jungen Mädchen auf dem Weg für eine technische Ausbildung mitgeben kann- allen voran keine Scheu zu haben – , erzählt sie uns in einem Gespräch.

Claudia Stern ist aufgewachsen im Süden Deutschlands und studierte Chemie an der Hochschule Aalen. Nach ersten Stationen in der Industrie und wissenschaftlichen Instituten promovierte sie in Kooperation mit der Universität Twente in den Niederlanden mit einer Arbeit im Fachbereich Kunststofftechnik. Bevor Claudia Stern zur Intercable nach Bruneck kam, war sie Geschäftsführerin bei der Schlemmer Münchingen GmbH & Co.KG. Dort war sie für die 130 Mitarbeiter/innen ebenso verantwortlich wie für die Restrukturierung und Neuausrichtung des Unternehmens.

Frau Stern, 2017 begannen sie bei Intercable in Bruneck als technische Leiterin. Heute sind sie Chief Operating Officer (COO) und damit für das gesamte operative Kerngeschäft des Unternehmens zuständig. Wie kann man sich ihre Arbeit vorstellen?

Als COO bin ich für alle operativen Belange weltweit verantwortlich, konkret heißt das, dass alle fertigungstechnischen, einkaufs-, qualitäts-, versand- und entwicklungsrelevanten Hindernisse und Herausforderungen täglich zu meistern sind. Sobald es holpert, ist es wichtig die entsprechenden Mitarbeiter zu unterstützen. Ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit ist es 3-5 Jahre im Voraus zu denken und das Unternehmen dementsprechend auszurichten. So müssen wir uns zum Beispiel insbesondere für die E-Mobilität sehr flexibel aufstellen. Das fängt damit an, dass wir unsere Entwicklungsarbeit umstellen mussten, so dass wir sehr schnell sind Muster zu liefern, aber auch Änderungen einzubringen. Zudem müssen wir in der Lage sein, einen großen Produkt-, und

Auch Mercedes zählt zu den Kunden von Intercable.

damit Entwicklungsumfang, abzudecken. Unsere Automobilkunden – dazu zählen u.a. Daimler, VW, Audi, BMW, Peugeot, Porsche, Fiat – haben selbst kaum Erfahrung, und deshalb suchen sie Partner, die eigenständig so viel wie möglich entwickeln, prüfen und produzieren können.

Flexibilität ist dabei sicher auch ein Thema, oder?

Ja genau, in der Produktion müssen wir sehr flexibel sein. Je nachdem wie die Nachfrage an Autos am Markt ist, müssen wir kurzfristig mehr oder weniger produzieren. Konkret heißt das für uns, dass unsere Produktion in der Lage sein muss, entweder weniger als 5 Tage oder mehr, also inklusive Wochenende, zu arbeiten. Dazu braucht es geeignete flexible Arbeitszeitmodelle.

Wie sind sie eigentlich zu Intercable nach Bruneck gekommen?

Über eine Headhunter Agentur. Die Firma Intercable hat nach technisch versierten Leuten gesucht, die das Unternehmen durch Fachwissen und Erfahrung beim schnellen Wachstum unterstützen.

Nach intensiven Vorstellungsgesprächen haben wir – also Firmeninhaber Klaus Mutschlechner und ich- uns auf den Einsatz als technische Leiterin mit dem Ziel der globalen Zukunftsausrichtung entschieden.

Und wie gefällt es ihnen hier in Südtirol?

Am Wochenende entspannt sich Claudia Stern beim Snowboarden am Kronplatz.

Ich richte mir mein Leben nach der Umgebung ein. Aktuell lebe ich in St. Georgen, also mitten in den Bergen. Daher nutze ich natürlich die Gelegenheit direkt von der Haustüre mit dem Mountainbike loszufahren oder im Winter – wenn gerade keine Pandemie ist – auf dem Kronplatz Snowboard zu fahren. Ich schätze auch sehr das italienische Flair, das sich für mich im gemütlichen Beisammensitzen bei gutem Essen und Wein niederschlägt. Ich kann also schon sagen, dass ich mich hier recht wohl fühle. Auch beruflich, da bereitet es mir die größte Freude, mit den vielen jungen Menschen bei Intercable zu arbeiten und zu sehen, wie sie wachsen und Erfolge erzielen können.

Können sie uns dies etwas genauer erklären?

In dem Segment der Elektromobilität liegt im Allgemeinen noch wenig Wissen vor, daher ist es prädestentiert für junge Leute, die sich in kurzer Zeit sehr viel Wissen ansammeln und hohe Verantwortungen übernehmen können. Wenn ich denke, dass wir hier 20-jährige Projektleiter haben, die Projekte mit einem Budget von bis zu 10 Mio. verantworten und Projekte umsetzen mit einem Life-Time Umsatz von 400 Mio. dann bin ich mir auch sicher, dass ihnen die Reichweite ihrer Verantwortung unmittelbar nicht klar ist. Solche Chancen, gerade für junge Leute, sind üblicherweise in der Automobil-Branche sehr rar gesät.

Wenn ich darüber hinaus sehe, mit welcher Motivation die Mitarbeiter bei Intercable daran arbeiten, ihre Produkte und Prozesse immer besser machen zu wollen und welchen Erfolg wir dadurch in den letzten Jahren erzielt haben, dann ist das pure Freude und Motivation für mich.

Haben sie auch ein paar Ratschläge für junge Mädchen/Frauen, die eine technische Ausbildung machen wollen?

Tapfer drauf los! Es bedarf keine Scheu. Ich habe mich nie als ‚Frau in der Technik‘ gesehen, daher nimmt mich das interne Umfeld auch so nicht wahr. Natürlich wird es mit externen Partnern/Kunden/Institutionen eher in Diskussionen fokussiert. Allerdings kann ich ganz klar sagen, dass es dann in der Regel von Vorteil ist, eine Frau zu sein. Teilweise wird man präsenter wahrgenommen und bekommt eine ‚positive‘ Stellung innerhalb der Runde. Zudem habe ich mich immer sehr leicht mit männlichen Kollegen und/oder auch Vorgesetzten getan, da die vielgenannte männliche Rivalität keine Rolle spielt. Insbesondere in Deutschland gibt es viele Programme, in denen Mädchen gezielt Technik-Projekte und Technik-Berufe einsehen können, um ihnen dadurch die Scheu zu nehmen und verstärkt Einblicke zu geben. Diese Möglichkeiten müssen wir bieten und sie müssen genutzt werden. Für die Berufswahl finde ich, ist es einfach nur wichtig, dass die Leidenschaft für das Thema da ist, der Rest ergibt sich während der Ausbildung.

Reisen nach China gehören zum beruflichen Alltag von Claudia Stern. Aber auch privat verreist sie gerne und hofft, dass es bald wieder einfacher wird.