Eine große Entscheidung war nicht nötig
Claudia Kompatscher wusste schon als Kind, dass sie einen technischen Beruf ergreifen möchte. Baustellen haben sie schon immer fasziniert. Da fiel die Entscheidung leicht.
„Eine große Entscheidung musste ich eigentlich nie treffen. Ich war schon immer technisch interessiert. Als ich ein Kind war, haben meine Eltern ein Haus gebaut. Das hat mich wahnsinnig interessiert. Und schon da wusste ich, das will ich einmal machen. Ich finde, man muss den Beruf ausüben, für den man Interesse hat, Probleme wird es überall geben“, so antwortet Claudia Kompatscher auf die Frage, wie sie zu ihrem Beruf gekommen ist.
Projektleiterin bei Erdbau
Die junge Südtirolerin ist seit gut einem halben Jahr Projektleitern bei der Erdbau GmbH in Meran. Wer viel in Bozen unterwegs ist, hat sie vielleicht in den letzten Monaten einmal gesehen: auf den zahlreichen Baustellen für die Realisierung der Infrastrukturen im Zusammenhang mit dem Zufahrtstunnel des Waltherpark in der Südtirolerstraße hat sie die Arbeiten koordiniert und nach dem Rechten gesehen.
Als Frau am Bau
Eine Frau auf der Baustelle fällt auf. Wie geht es ihr damit? „Klar muss man sich Respekt verschaffen. Und dennoch gibt es immer wieder jene, die eine Frau nicht akzeptieren. Dann schick ich halt den Vorarbeiter, wichtig ist, dass die Arbeit weitergeht“, lacht Claudia Kompatscher. In Südtirol gibt es kaum Frauen in ihrem Beruf, in Oberitalien hat sie aber bei verschiedenen Projekten bereits einige kennengelernt.
Entscheidung für eine Auszeit nach der Matura
Claudia selbst hat die Geometerschule in Bozen besucht. Nach dem Abschluss hat sie die Entscheidung getroffen, eine Auszeit zu nehmen, um zu verstehen, was sie machen möchte. „Kein Studium hat sich richtig für mich angefühlt, und so habe ich bei einem Maschinenbauer als technische Zeichnerin begonnen. Das war mir dann aber zu eintönig, und so hab ich immer mehr Aufgaben auch im Bereich der Angebote und Verträge übernommen“, erinnert sie sich an ihre Anfänge. So kam sie zur Projektleitung und wechselte dann zu einem Bauunternehmen, das im Hochbau tätig ist. Seit Mitte Juni ist sie bei Erdbau und somit im Bereich des Tiefbaus tätig.
Erst einmal hineinwachsen
Die größte Herausforderung, als sie in die Baubranche wechselte? „Das war sicher auf die Baustelle zu gehen. Dort herrschen einfach andere Umgangsformen, der Ton ist sicher rauer. Da musste ich zuerst hineinwachsen. Als es dann klappte, machte mir die Arbeit immer mehr Spaß. Und mit den Erfolgserlebnissen kommt dann die Lust auf mehr. Heute bin ich froh, so tolle und spannende Projekte betreuen zu dürfen, wie hier in Bozen.“
Man weiß nie, wie der Tag endet
Für Claudia ist die Kombination ihrer Arbeit optimal – rund 50 Prozent ihrer Zeit verbringt sie im Büro, den Rest auf der Baustelle. „Bei jedem Projekt lernt man viele unterschiedliche Leute kennen, dann gilt es eine Linie zu finden, damit das Projekt für alle zufriedenstellend ist. Jede Baustelle hat eine eigene Dynamik, man lernt technisch, aber auch zwischenmenschlich immer etwas dazu. Eintönig wird es nie.“ Schon alleine deshalb, weil man in der Früh nie weiß, wie der Tag endet. „Man hat einen Plan, aber dann ist alles anders. Fängt man an zu graben, dann kann allerhand passieren, und man findet z.B. eine Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg wie in Bozen. Und dann müssen wir eine Lösung finden.“
Gemeinsam weiterkommen
Lösungen muss man gemeinsam finden – weshalb die Zusammenarbeit im Team besonders wichtig ist. „Man muss miteinander diskutieren können, um gemeinsam Schritt für Schritt weiterzukommen.“
Auch in ihrer Freizeit ist Claudia gerne aktiv, im Moment geht ihr besonders das Reisen ab: „Das gewohnte Umfeld verlassen, was Neues sehen, den Horizont erweitern – ich hoffe, dass das 2021 wieder möglich sein wird.“