Sich selbst nicht vergessen
Der Tag von Felizitas Wieser müsste eigentlich mehr als 24 Stunden haben – doch sie hat gelernt, dass sie nur dann Gutes für andere tun kann, wenn es ihr selbst gut geht.
„Ich kann nur Gutes für andere tun, wenn es mir selbst gut geht“: sagt Felizitas Wieser überzeugt. Eine Überzeugung, die sie aber auch erst lernen musste. Mit gerade mal 30 Jahren ist sie als Unternehmerin in der Baubranche und zugleich in der Gastronomie tätig, zweifache Mutter (der Sohn fast 10, die Tochter 7 Jahre alt), Ehefrau und zudem ehrenamtlich engagiert.
„Da kann es leicht passieren, dass man sich selbst vergisst oder bewusst zurückstellt – wie es viele Frauen auch tun. Das ist aber auf die Dauer nicht gesund. Deshalb spielt das Thema Persönlichkeitsentwicklung für mich derzeit eine wichtige Rolle“, erzählt sie.
Die Tätigkeit im Familienunternehmen
Bereits seit über 10 Jahren ist sie im Familienunternehmen Karl Wieser OHG mit Sitz in Sand in Taufers tätig. Das vor 60 Jahren gegründete Unternehmen ist mit eigens angefertigten Baumaschinen im Einsatz für anspruchsvolle Erdbewegungen in schwierigem und steilem Gelände, vor allem im alpinen Raum sowie für Aufstiegsanlagen. Das Tätigkeitsfeld umfasst Kanal- und E-Werksbau, Speicherbecken, Renaturierungsmaßnahmen, Infrastrukturen, Bergungs- und Montagearbeiten mit den Autokränen sowie Abbrucharbeiten mit eigenem Bauschuttrecycling und einer Schottergewinnung im firmeneigenen Werk. Die Firma setzt auf Qualität und möchte im ausführenden Bereich nicht weiterwachsen. Vielmehr diversifiziert sich Wieser seit kurzem in Richtung Beratung, speziell im Bereich Wintersport und Skipistenbau.
Im Büro und auf der Baustelle
Felizitas trifft man sowohl im Büro als auch auf der Baustelle. „Technik hat mich schon immer fasziniert. Alles, was neue Maschinen und deren Einsatz auf der Baustelle betrifft, interessiert mich. Zudem begleite ich selbst unsere Sondertransporte auf die Baustellen.“ In der nach wie vor von Männern geprägten Branche fühlt sie sich wohl: „Ich spreche die Dinge klar und deutlich an, und habe keine Angst vor Auseinandersetzungen. So verschafft man sich schnell Respekt. In unserer Branche gibt es für Frauen viele Chancen, in allen Bereichen. Wir müssen sie nutzen.“
Dass sie in das Familienunternehmen einsteigen möchte, war für Felizitas Wieser immer klar: „Studieren kam für mich nicht in Frage, ich bin eher praktisch veranlagt und habe meinen Platz gleich nach der Matura in der Firma gesehen. Das Gute daran war, dass ich gemeinsam mit meinem Mann Andreas langsam in unsere Aufgaben hineinwachsen konnte und viele Aspekte aus dem täglichen Betriebsablauf aus erster Hand gelernt habe.“
Zweites Standbein
Seit kurzem ist sie auch in der Tourismusbranche tätig: Gemeinsam mit ihrem Bruder Benedikt ist sie Inhaberin des 4-Sterne Glampingplatzes „SÅNDGØLD alpine glamping“ in Sand in Taufers. Außerdem ist die neu gegründete Gesellschaft ebenso mit der Führung der direkt gegenüberliegenden Sauna und des dazugehörigen Freibades CASCADE betraut. „Nach nur 5 Monaten Bauzeit haben wir SÅNDGØLD am 12. August letzten Jahres eröffnet und verzeichnen eine sehr erfreuliche Buchungslage.“
Ehrenamt – Frauen vernetzen
Anderen Frauen Mut machen, sie unterstützen, besonders jene, die in der Baubranche tätig sind: das ist das Ziel der Initiative „She builds“ des Baukollegiums, deren Vorsitz Felizitas Wieser innehat. „In unserem Bereich sind mehr Frauen tätig, als man glauben möchte. Mädchen und Frauen müssen sich trauen, neue Wege zu gehen, auch technische Berufe zu ergreifen. Wir wollen sie dabei unterstützen und ein Netzwerk aufbauen. Ich bin überzeugt davon, dass wir gemeinsam einen wichtigen Beitrag auf dem Weg in die Zukunft unserer Branche leisten können und FRAU auch einen anderen Lösungsansatz findet, um die vielfältigen Herausforderungen der Zukunft wie Anpassung an den Klimawandel, nachhaltiges Bauen, Digitalisierung und demographischen Wandel zu meistern.“