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Preisexplosion: Sonderfall Lebensmittelindustrie

6 Oktober 2022

Steigende Energie- und Rohstoffpreise machen auch vor der Lebensmittelindustrie nicht Halt. Doch die Branche hat einen Versorgungsauftrag – weniger produzieren geht hier nicht. So wird nach anderen Einsparungspotenzialen gesucht, um Preissteigerungen für den Endkunden möglichst niedrig zu halten.

Steigende Energie- und Rohstoffpreise machen den Unternehmen in allen Sektoren und Branchen zu schaffen. Der eine oder andere Unternehmer:in überlegt bereits, die Produktion vorübergehend zurückzufahren oder sogar ganz einzustellen, sollten keine Hilfs- bzw. Unterstützungsmaßnahmen gesetzt werden.

Versorgungsauftrag der Lebensmittelindustrie

Alexander Rieper (Rieper A. AG) ist Präsident der Sektion Lebensmittel im Unternehmerverband.

Betroffen von dieser Entwicklung ist auch die Lebensmittelbranche, doch hier kann die Produktion nicht einfach gedrosselt oder eingestellt werden. „Unsere Branche hat einen klaren Versorgungsauftrag. Wie bereits im Corona-bedingten Lockdown deutlich wurde, nehmen unsere Unternehmen diesen Auftrag sehr ernst. Wir versuchen daher abzufedern, wo es möglich ist, aber das wird nicht reichen, auch weil in unseren Betrieben seit vielen Jahren schon scharf optimiert und rationalisiert wurde“, erklärt Alexander Rieper, Präsident der Sektion Lebensmittel im Unternehmerverband.

Gürtel enger schnallen

Produktvielfalt ist ein Mehrwert für alle. ©Franziska Unterholzner (wie Titelbild)

Er führt in den letzten Wochen viele Gespräche mit seinen Kollegen, und alle bestätigen ihm, dass sie versuchen, einzusparen wo es möglich ist. „Wir können und wollen die Preissteigerungen nicht 1:1 an den Endkunden weitergeben. Die Qualität unserer Produkte muss gehalten werden, das sind wir uns selbst und unseren Kunden schuldig. Wir schnallen deshalb intern den Gürtel enger – Marketingausgaben werden gekürzt, die Produktion noch effizienter gemacht, Lieferungen optimiert, vermehrt Investitionen in erneuerbare Energien getätigt, Sortimentsvereinheitlichung – also die Eliminierung von aufwendigen Kleinserien bzw. Sonderverpackungen – durchgeführt. Das kann der eine oder andere Betrieb – aber längst nicht jeder – vielleicht für ein Jahr, zwei Jahre machen, danach muss man weitersehen“, gibt Rieper zu bedenken.

Die Gewinnspanne ist für die Lebensmittelindustrie bereits traditionell niedrig, da der Druck der großen Handelsketten hoch ist. „Hier wird es Sensibilität brauchen, denn Vielfalt wird auch weiterhin wichtig sein. Wenn Unternehmen es nicht mehr schaffen, gehen ihre Produkte für den Handel, aber in letzter Instanz für den Konsumenten, für immer verloren.“

Auch Lebensmittelindustrie braucht Maßnahmen auf europäischer und regionaler Ebene

Südtiroler Produkte genießen einen hervorragenden Ruf. Auf Qualität wird viel Wert gelegt.  ©Loacker AG

Südtiroler Produkte genießen einen guten Ruf, sie werden hier, aber auch weltweit, für ihre Qualität geschätzt. „Grundsätzlich denke ich, dass wir uns als Gesellschaft darüber bewusst sein werden müssen, dass gute Lebensmittel etwas kosten dürfen. Zugleich können wir dem Endkonsumenten natürlich nicht ständige Preisanpassungen zumuten. Gesamteuropäische Lösungsansätze wie die Deckelung des Gaspreises, die Entkopplung von Strom- und Gaspreis oder die teilweise Aussetzung des Emissionshandels (ETS) sind dringend notwendig, um dieser Entwicklung vorzubeugen. Auch Steuerreduzierungen für Unternehmen wären ein Ansatz – so könnte z.B. die Landesregierung auf die Erhöhung der Irap verzichten. Auch die Regionalsteuer auf Löhne und Gehälter könnte gesenkt werden, um die Bevölkerung zu entlasten “, so Rieper.