Numeri

Gleiche Leistung, weniger Emissionen

19 Februar 2019

Viel besser als Verbote – wie Forschung und Innovation eine effizientere und nachhaltigere Logistik ermöglichen. Ein Gespräch mit Johann Harder, Flottenverantwortlicher bei Fercam.

„Als ich vor 39 Jahren in das Unternehmen eingestiegen bin, brauchte ein LKW noch 50 Liter Diesel, um 100 Kilometer zurückzulegen. Heute sind für die gleiche Strecke nur mehr 25 Liter nötig, das heißt der Verbrauch ist auf die Hälfte gesunken. Und durch die ständige Innovation und Weiterentwicklung werden die Fahrzeuge noch effizienter und umweltschonender“, erzählt Johann Harder, Flottenverantwortlicher und Niederlassungsleiter von Fercam in Bozen.

Ein LNG-LKW der Flotte von Fercam in Bozen

Am Sitz der Fercam in der Marie Curie Straße in der Bozner Industriezone parkt gerade ein LKW. Auf beiden Seiten des Lasters ist ein hellgrüner Tank montiert. „LNG“ („Liquid Natural Gas“) steht in silbernen Buchstaben darauf. Es ist einer der zwölf neuen Erdgas-LKW, die sich das Südtiroler Logistikunternehmen vor wenigen Wochen angeschafft hat. „Diese modernen LNG-Fahrzeuge besitzen mit 460 PS dieselbe Stärke wie traditionelle Diesel-LKWs. Bei gleicher Leistung sind sie aber viel umweltschonender: Rußpartikel werden um 99 Prozent reduziert, die Emission von Stickoxiden um 60 Prozent und die von Kohlenstoffdioxid um 15 Prozent, wobei dieser Anteil bei Nutzung von Biogas sogar auf über 90 Prozent verringert werden kann“, erklärt Harder.

Johann Harder

Auch für den Fahrer gibt es einen Vorteil, betont der Flottenverantwortliche von Fercam: „LNG-Fahrzeuge sind viel leiser, das merkt man vor allem in der Fahrerkabine“. In Spanien setzt Fercam schon seit fünf Jahren LNG-Fahrzeuge ein. „Durch die ebene Landschaft brauchen die LKW dort weniger PS. Aber dieselben Fahrzeuge könnte man nie entlang der Brennerlinie einsetzen“. Die neueste Generation der LNG-Fahrzeuge hat dieses Problem nicht mehr, weil die Stärke eben die gleiche wie bei Diesel-LKWs ist. Die größte Herausforderung ist momentan aber vor allem die logistische Planung. „Mit ungefähr 1.500 Kilometer Reichweite kann ein LNG-Fahrzeug zwar von Bozen aus bis nach Stuttgart oder Mannheim und wieder zurück fahren, trotzdem gilt es, die Fahrtwege sehr genau einzukalkulieren, da das Tankstellennetz noch zu spärlich ist“, weiß Harder. In Südtirol wurde die erste LNG-Tankstelle im Oktober am Sadobre Gelände in Freienfeld eingerichtet. „In Italien wächst das Netz relativ schnell und wir rechnen bald mit neuen Tankstelleneröffnungen in der näheren Umgebung. Im deutschen Raum besteht noch Nachholbedarf, während in Spanien, Frankreich oder den Niederlanden die Infrastruktur aufgrund der Nähe zu den Häfen sehr gut ausgebaut ist, “, schildert Harder die Lage.

Wirtschaftlich zahlt sich die Investition in diese modernen LKWs mittelfristig aus: „Ein LNG-LKW kostet beim Ankauf circa ein Drittel mehr als ein traditioneller LKW. Allerdings gibt es einige Begünstigungen. So sind in Südtirol zum Beispiel Fahrzeuge mit Flüssiggasantrieb drei Jahre lang von der Autosteuer befreit, während Erdgas-LKWs in Deutschland zwei Jahre lang mautfrei fahren dürfen. In Österreich hingegen gibt es für schadstoffarme Fahrzeuge trotz höchster Umweltstandards keine Vorteile“, sagt Harder. Auch der Kraftstoff selber ist momentan deutlich billiger als Diesel. Allerdings gibt es ein Risiko: ob sich diese Technologie schlussendlich auch durchsetzen wird und die Hersteller auf LNG-Fahrzeuge setzen werden, bleibt noch abzuwarten. „Wir sind jedenfalls davon überzeugt, zumal es heute am Markt keine vergleichbaren Alternativen gibt“, so Harder abschließend.