Der Brenner, Herzschlagader Europas
Über die wirtschaftliche Bedeutung des Brennerkorridors und das Risiko, einen europäischen Infarkt zu provozieren.
Es ist fast genau 20 Jahre her: am 31. März 1998, mit Inkrafttreten des Schengeners Abkommen, wurde die Grenze am Brenner zwischen Italien und Österreich geöffnet. Der Brenner ist inzwischen zu einem Symbol der Begegnung zwischen Nord und Süd sowie wirtschaftlich zur Herzschlagader Europas geworden.
Über 70 Prozent des italienischen Exports geht heute über die Alpen, der Brenner ist dabei der weitaus wichtigste Knotenpunkt. Noch bedeutender ist er für die heimische Wirtschaft: Deutschland und Österreich sind die beiden wichtigsten Zielmärkte für international tätige Unternehmen aus Südtirol, gemeinsam machen sie fast die Hälfte des gesamten heimischen Exportes aus. Ähnliches gilt für den Tourismus: über 6 Millionen Gäste kommen jedes nach Südtirol, mehr als die Hälfte davon passieren auf ihrer Reise den Brenner.
Jedes Jahr überqueren knapp mehr als 40 Millionen Tonnen an Gütern den Brenner: 70 Prozent werden mit LKWs transportiert, 30 Prozent fahren über die Schiene. Das heißt, dass jedes Jahr etwas mehr als 2 Millionen Schwerfahrzeuge über die Brennerautobahn fahren. Zum Vergleich: die PKWs sind fast 12 Millionen, also sechs Mal so viel.
Interessant: der Straßenverkehr am Brenner ist heute immer noch unter dem Vorkrisenniveau: der Verkehrsbericht des Landes Tirol belegt, wie im Jahr 2007 über 49 Millionen Tonnen an Gütern über den Brenner transportiert wurden, fast 80 Prozent davon auf der Straße. Und auch der „modal-split“, d.h. das Verhältnis zwischen auf der Straße bzw. der Bahn transportierten Gütern, war in den ersten 2000er Jahren noch stärker auf die Straße ausgerichtet als heute.
Zur Verkehrsbelastung ist die Studie des ICCT (International Council on Clean Transportation, jene Umweltorganisation, die den „Dieselgate“ aufgedeckt hat) interessant, die aufzeigt, wie stark die technologische Entwicklung in diesen Jahren den LKW-Transit beeinflusst hat und wie massiv gerade in diesem Bereich Fortschritte erzielt wurden: die Stickstoffdioxidemissionen konnten durch die Entwicklung von Euro-V zu Euro-VI Motoren bei den LKWs auf ein Zwanzigstel reduziert werden. Laut ICCT-Studie weist heute ein Diesel-PKW der Klasse Euro-6 höhere Stickstoffdioxidemissionen auf als ein LKW der Klasse Euro-VI.