Auf dem Weg zur CO2-Neutralität
Auf dem Weg zur CO2-Neutralität kann Holz eine wichtige Rolle spielen. Wieso erklärt Armin Pixner (ALPI Fenster) im folgenden Gespräch.
Der Klimawandel trifft uns alle. Immer mehr Unternehmen wollen einen konkreten Beitrag leisten, um diesem entgegenzuwirken. So auch die in der Wertschöpfungskette Holz tätigen Unternehmen, die in der Sektion Holz im Unternehmerverband zusammengeschlossen sind.
Holz kann auf dem Weg zur CO2-Neutralität eine entscheidende Rolle spielen, ist Armin Pixner, Chef der Firma ALPI Fenster und zugleich Präsident der Sektion Holz im Unternehmerverband, überzeugt. Wieso dies so ist, erklärt er uns im folgenden Gespräch.
Herr Pixner, wir stehen hier vor der „wood passage“, die im Juni auf dem Silvius-Magnago-Platz in Bozen zu sehen ist. Die Skulptur ist ein wandernder Holzbau, der auf Einladung der Südtiroler Holz-Initiative ProRamus auch in Bozen Halt macht. Was ist das Ziel der Initiative?
Die Initiative soll auf die einzigartigen Eigenschaften sowie die Wichtigkeit von Holz als natürlichem Rohstoff aufmerksam machen. Im Wald wächst der Baum – aus dem Baum wird Holz – aus dem Holz entsteht das Haus. Dies soll die wood passage verdeutlichen.
In Südtirol ist ungefähr die Hälfte der gesamten Fläche mit Wald bedeckt. Viel oder wenig?
Das ist sicher viel, und darüber können wir froh sein. Denn: Unser Wald ist ein enormer CO2-Speicher. Wir reden hier von 100 Mio. Tonnen pro Jahr. Der große Vorteil von Holz ist, dass es ein natürlich nachwachsender Rohstoff ist. Diesen Vorteil müssen wir nutzen.
Wieviel Holz wächst jährlich in etwa nach?
Wir reden hier von 105 Mio. m3 Holz. Vereinfacht gesagt: In den Südtiroler Wäldern wächst alle 10 Minuten ein Einfamilienhaus nach. Pro Tag sind das ca. 140 Häuser. Und weil wir von Häusern reden: Holz bindet nicht nur im Wald CO2, sondern auch wenn es z.B. in einem Gebäude, wie einem Wohnhaus, verbaut wird. Klimafreundliches Bauen ist ein Muss, wenn wir CO2-Neutralität erreichen wollen.
Wie ist die Situation bei Neubauten aus Holz in Südtirol und in den umliegenden Regionen?
Derzeit werden in Südtirol rund 10 Prozent der Neubauten in Holzbauweise errichtet. In Nordtirol sind es ca. 30 Prozent, in den nördlichen Ländern Europas wesentlich mehr. Südtirol hat hier sicher noch Potential und Italien sowieso, denn national ist der Anteil um einiges geringer als bei uns in Südtirol. Unser Ziel ist es, mittelfristig in Südtirol auf die 30 Prozent von Nordtirol zu kommen.
Sind die Südtiroler Unternehmen dafür überhaupt gerüstet?
Absolut, in Südtirol besitzen wir eine Exzellenz in der Verarbeitung von Holz. Die heimischen Unternehmen, die national und auch international zu Vorzeigeunternehmen zählen, verfügen über großes Know-how in diesem Bereich: Holz wird in Südtirol seit jeher verarbeitet und für verschiedenste Zwecke eingesetzt. Wir haben hochqualifizierte und gut ausgebildete Mitarbeiter:innen, weswegen wir überzeugt sind, dass unsere Unternehmen einen wesentlichen Beitrag beim Einsatz von mehr Holz leisten können.
Und wie sieht es mit den Baukosten im Vergleich zur traditionellen Bauweise aus?
Hier müssen wir ehrlich sein – Klimaneutralität kostet. Sämtliche Maßnahmen, die gesetzt werden, haben wirtschaftliche und soziale Auswirkungen. Doch wenn wir dem Klimawandel entgegenwirken wollen, werden wir etwas tun müssen und auch die Kosten tragen. Wir finden deshalb, dass Fördermaßnahmen für CO2-neutrales Bauen eingeführt werden müssen. Diese könnten sich z.B. auf die gespeicherte CO2-Menge beziehen, oder aber auch einen Kubaturbonus vorsehen.
Könnte man da nicht beispielsweise auf Vorzeigeprojekte setzen, um möglichst viele von den Vorteilen des klimaneutralen Bauens zu überzeugen?
Das wäre sicher ein wichtiger Punkt. In den kommenden Jahren stehen in Südtirol einige größere Projekte an, wie die Neugestaltung des Bahnhofsareals in Bozen, oder das zu verbauende Gelände der Schenoni- Kaserne in Milland und das Kasernenareal in Meran/Untermais. Hier könnten innovative, klimaneutrale Vorzeigestadtviertel entstehen, die zu Leuchtturmprojekten werden und so auch Interessierte aus dem In- und Ausland anziehen.
Wie soll es nun konkret weitergehen?
Als Sektion Holz haben wir ein Positionspapier ausgearbeitet, in dem wir unsere Vorschläge zusammengefasst haben. Wir haben konkrete Lösungsansätze formuliert, die der Politik helfen sollen, wesentliche Punkte des Südtiroler Klimaplans 2040 umzusetzen. Das Positionspapier wird allen politischen Vertretern übermittelt. Nun hoffen wir, dass sich möglichst viele Menschen sowie politische Akteure für unsere Ideen interessieren und wir ihnen diese näher erklären können. Denn wenn wir dem Klimawandel entgegenwirken wollen, wird uns dies nur gemeinsam gelingen und das Ergebnis kommt allen zugute.
Anmerkung: Die im Artikel zitieren Daten entstammen der Holz-Charta 2015-2020, bzw. aktueller Publikationen der IDM.